Synergie im Fokus - 28. Juni 2024

DATEV-Gremien als Motor für den Erfolg

Trotz der Herausforderungen, denen sich viele Unternehmen in der Wirtschaftskrise stellen mussten, hat DATEV die Stabilität bewahrt und ein erfreuliches Jahresergebnis erzielt. Es gibt viele Gründe für den Erfolg von Genossenschaften. Entscheidend sind neben der Art, wie die Genossenschaft auf die Bedürfnisse des Markts reagiert und ihr Geschäftsmodell entsprechend anpasst, vor allem die Mitglieder.

Die Mitglieder sind unverzichtbar und sichern die Existenz der Genossenschaften. Dabei geht es nicht nur um den finanziellen Beitrag, den sie leisten, sondern insbesondere auch um deren Engagement für die Genossenschaft. Die lange Geschichte der Genossenschaften erklärt, warum diese erfolgreich sind und warum ihre Mitglieder besonders aktiv sind.

Was einer nicht schafft

Die Rechtsform Genossenschaft basiert auf den genossenschaftlichen Werten und Prinzipien, die einst namhafte Persönlichkeiten wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch prägten. Auch die Gründungsgeschichte von DATEV lässt sich auf das Prinzip der Selbsthilfe zurückführen. So schlossen sich 1966 Steuerbevollmächtigte zusammen, um gemeinsam die Buchführung ihrer Mandantinnen und Mandanten mithilfe von EDV an einem Großrechner zu erledigen; eine Maßnahme, die für eine Einzelperson aus finanziellen Gründen gar nicht umsetzbar gewesen wäre. Die Geburtsstunde von DATEV.

Das Prinzip der genossenschaftlichen Identität

Das wichtigste Prinzip einer Genossenschaft ist der Förderzweck. Bei Genossenschaften – und somit auch DATEV – steht die Förderung der Mitglieder an oberster Stelle. Sie kann laut Genossenschaftsgesetz (GenG) sowohl wirtschaftlicher, sozialer als auch kultureller Natur sein. Dies unterscheidet Genossenschaften auch von anderen Rechtsformen wie zum Beispiel einer Aktiengesellschaft, die Gewinnmaximierung fokussieren. Sogenannte Fördergenossenschaften basieren darauf, dass die Mitglieder sowohl die Eigentümer als auch die Kunden der Genossenschaft sind. Man bezeichnet dies auch als Identitätsprinzip. Das bedeutet, dass sich die Mitglieder mit Geschäftsanteilen in die Genossenschaft einbringen und gleichzeitig Leistungen von DATEV als Kunde in Anspruch nehmen. Das bietet einige Vorteile: Im Sinne des Selbstverwaltungsprinzips besetzen die Mitglieder als Eigentümer der Genossenschaft die gesetzlich vorgeschriebenen Organe – Vorstand, Aufsichtsrat und Vertreterversammlung – selbst. Dadurch haben sie ein Mitbestimmungsrecht und sind eng in das Unternehmensgeschehen eingebunden. Gleichzeitig können sie durch ihr Engagement Veränderungen bewirken und die Zukunft ihrer Genossenschaft aktiv mitgestalten.

Demokratische Strukturen: Vertreterversammlung

Während der Aufsichtsrat eine Kontroll- und Überwachungsfunktion ausübt, bildet die Vertreterversammlung das höchste Willensbildungs- und Entscheidungsorgan von DATEV. Die rund 40.000 Genossenschaftsmitglieder wählen alle vier Jahre aus ihren Reihen mehr als 200 Repräsentanten in die Vertreterversammlung. Deren Mitglieder vertreten dabei die Interessen aller solidarisch. Dieses Jahr war es wieder so weit. Seit dem 1. Mai sind die neuen Vertreter im Amt und engagieren sich für die Belange ihrer Genossenschaft im Sinne einer demokratischen Mitbestimmung. Die Aufgaben der Vertreterversammlung sind vielfältig und im GenG und in der Satzung geregelt. Dazu gehören wichtige Entscheidungen wie die Feststellung des Jahresabschlusses und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Die Vertreterversammlung entscheidet zudem über Änderungen in der Satzung. In der diesjährigen Vertreterversammlung Ende Juni haben die Vertreter in der auf der Tagesordnung stehenden Aufsichtsratswahl auch wieder Mitgliedervertreter in den Aufsichtsrat gewählt. Jedes Mitglied hat, unabhängig von der Höhe der gezeichneten Geschäftsanteile, nur eine Stimme. Das ist das Demokratieprinzip.

Beirat

Darüber hinaus hat DATEV neben der erfolgreichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat und der Vertreterversammlung bereits seit über 30 Jahren noch zwei weitere freiwillige, das heißt nicht vom GenG vorgeschriebene, Gremien eingerichtet: den Vertreterrat und den Beirat. Der Beirat setzt sich zusammen aus Präsidenten sowie Vorstandsmitgliedern der Bundessteuerberaterkammer (BStBK), den Steuerberaterkammern, Vertretern des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), des Deutschen Steuerberaterverbands (DStV), der Wirtschaftsprüferkammer (WPK), des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), der Rechtsanwaltskammer Nürnberg (RAK), des Deutschen Anwaltvereins (DAV) sowie einem Mitglied mit Sitz im Ausland. Diese Gremien tragen dazu bei, fundierte Entscheidungen zu treffen, die die Interessen der Mitglieder bestmöglich vertreten. Dafür trägt der Beirat berufspolitische Fragen an DATEV heran und berät bei relevanten, berufsständischen Fragen.

Vertreterrat: Gestaltung und Mitbestimmung

Der Vertreterrat ist produktbezogenes Bindeglied und Übersetzer zwischen DATEV und dem Berufsstand mit dem Ziel, die Wünsche und Interessen der Mitglieder an DATEV heranzutragen und bei der Umsetzung mit Know-how und Erfahrung zu beraten. Dieses Engagement ist wesentlich für den Erfolg von DATEV als Genossenschaft. Neben der Satzung sind die Aufgaben und die Arbeitsweise des Vertreterrats in einer Geschäftsordnung geregelt. Diese wurde im Jahr 2020 grundlegend überarbeitet und an die sich aufgrund der digitalen Transformation veränderten organisatorischen Strukturen innerhalb der Genossenschaft angepasst. Dadurch ist die Zusammenarbeit noch vertrauensvoller und für beide Seiten erfolgsversprechender geworden. Das zeigt sich auch daran, dass der Vertreterrat schon sehr früh in die Produkt- und Portfolioentwicklung eingebunden ist und diese durch seine Beratungsleistung steuern kann. Es besteht eine sehr enge Zusammenarbeit und ein ständiger Austausch zwischen dem Product Owner bei DATEV, der die End-to-end-Verantwortung für ein Produkt trägt, und dem vom Vertreterrat gewählten Prozessverantwortlichen auf Anwenderseite, der über spezifische Kenntnisse und Kompetenzen in dem zu beratenden Bereich verfügt.

Dialog und Zusammenarbeit in den Gremien

Neben der Anpassung des Geschäftsmodells aufgrund aktueller Entwicklungen wie zum Beispiel in Bezug auf das digitale DATEV-Ökosystem und Partnering sowie dem Vorantreiben von aktuellen Themen für den Berufsstand, wie etwa künstliche Intelligenz, trägt auch der gemeinsame Erfahrungsaustausch der Gremien mit dem Vorstand zum Erfolg der Genossenschaft bei. Auch wenn es manchmal kontroverse Diskussionen gibt, haben alle das gemeinsame Ziel vor Augen, die Zukunft von DATEV erfolgreich zu gestalten. Wichtig hierfür sind auch regelmäßige persönliche Treffen wie beispielsweise auf den regionalen Informationsgesprächen, die jährlich an verschiedenen Orten in Deutschland vor der Vertreterversammlung stattfinden und dem Austausch dienen. Zudem finden regelmäßige Sitzungen der unterschiedlichen Gremien statt, bei denen auch Vertreter der jeweils anderen Gremien teilnehmen und in ihren Gremiensitzungen wiederum darüber berichten. Dieses sogenannte Besuchsrecht gilt nur für den Vertreterrat und Beirat. Die Zusammenarbeit mit den DATEV-Gremien trägt damit wesentlich zum Erfolg der Genossenschaft bei. Deshalb gilt der Dank sowohl unseren Mitgliedern als auch den Mitgliedern unserer DATEV-Gremien, die sich freiwillig neben ihrer Tätigkeit in den Kanzleien für diese wichtigen Ämter und damit für die Interessen aller Mitglieder engagieren. Ohne ihr Vertrauen und ihr Mitwirken könnte die Zukunft unserer Genossenschaft nicht gemeinsam so erfolgreich gestaltet werden.

MEHR DAZU

finden Sie unter www.datev.de/gremien

Zum Autor

HG
Dr. Henning Gulden

Geschäftsleitungsmitglied DATEV eG und Leiter Corporate Governance & Cooperative Boards

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