DATEV KI-Werkstatt - 28. Juni 2024

So geht Kundeneinbezug heute

In der DATEV KI-Werkstatt können unsere Mitglieder die Möglichkeiten der generativen KI anhand von Prototypen testen und so mögliche neue Produkte aktiv mitgestalten.

Ein Thema, das 2023 wesentlich geprägt hat, war die künstliche Intelligenz (KI). Insbesondere um ChatGPT gab es einen regelrechten Hype. Für den Berufsstand ist der Einsatz neuer Technologien ein wichtiger Hebel bei der Optimierung der Kanzleiprozesse.
DATEV beschäftigt sich intensiv mit möglichen Einsatzszenarien, die mithilfe von KI Mehrwert für unsere Mitglieder versprechen. Neue Lösungen können bereits in einem experimentellen Stadium getestet werden – auf der neuen Plattform DATEV KI-Werkstatt.

Sicher und zuverlässig

In der KI-Werkstatt treffen – unter Wahrung der Balance aus erforderlichem Datenschutz und Nutzen – technische Machbarkeiten auf die Anforderungen der Anwenderinnen und Anwender. Am 23. Dezember 2023 gestartet, haben bis Ende März bereits über 11.000 Mitglieder die ersten Prototypen getestet – vom DATEV-GPT über den Einspruchsgenerator, der KI-basiert Vorschläge für einen Einspruch gegen einen Steuerbescheid generiert, bis hin zum Social-Media-Assistenten, der schnell Texte im Kanzleistil für verschiedene Social-Media-Plattformen erstellt. Im April neu hinzugekommen ist ein Summarizer, der bis zu zehn Seiten lange Texte auf Knopfdruck zusammenfasst.

Der neueste Prototyp: Frag LEA

Auch die fachliche Recherche mit Zugriff auf aktuelle und fundierte Informationen ist in der heutigen digitalen Welt von entscheidender Bedeutung. Hier kommt Frag LEA ins Spiel, ein persönlicher Assistent für die fachliche Recherche mit dem Wissensschatz aus LEXinform. Frag LEA ist ein innovativer Prototyp, der in der KI-Werkstatt entwickelt wurde.
Das potenzielle Software-Produkt kombiniert künstliche Intelligenz mit fundierten Quellenangaben. Dazu extrahiert Frag LEA dank KI-Algorithmen relevante Informationen aus umfangreichen Dokumenten und präsentiert sie in einer kompakten Form. Frag LEA hält die Informationen zum Umsatzsteuer-Anwendungserlass (UStAE), Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO), zu den BMF-Schreiben und den Dokumenten des DATEV-Verlags stets auf dem neuesten Stand. Durch die automatisierte Informationsbeschaffung können sich die Anwender auf andere Aufgaben konzentrieren. Fabian Schmidt, Product Owner KI-Produkte bei DATEV, beschreibt: „Frag LEA spart in der Kanzlei Zeit und durch die verwendete Methode ist die Antwortqualität sichergestellt.“ Basierend auf dem Feedback der Nutzer plant das Entwicklungsteam, den Dokumentenumfang und den Funktionsumfang von Frag LEA alle vier Wochen zu erweitern.

Schneller gemeinsam lernen

Auslöser für die KI-Werkstatt war der Hype um ChatGPT im November 2022 Die Idee war, so Projektleiter Dominik Henkel, gemeinsam mit den Mitgliedern von DATEV schnell zu lernen, wie sich die neue Technologie sinnstiftend in deren Arbeitsprozesse einbinden lässt. Das deckte sich zudem mit den Erwartungen der Mitglieder, die sich ihrerseits einen niederschwelligen Einstieg in die neue Technologie wünschten. Schnelligkeit war auch bei der Entwicklung der Plattform gegeben: Tatsächlich konnte die KI-Werkstatt dank schlanker Prozesse innerhalb von nur fünf Wochen an den Start gehen. Denn anders als bei einer klassischen Produktentwicklung mussten die Plattform und die getesteten Prototypen nicht in die bestehende Prozesslandschaft von DATEV integriert werden. Auch war von Anfang an klar, dass die KI-Werkstatt nicht als kostenpflichtiges Modell, sondern als kostenlose Spielwiese für Mitglieder positioniert werden sollte, um ohne Bezahlhürde zunächst allen Mitgliedern der Genossenschaft die Chance zu geben, sich mit generativer KI zu beschäftigen.

Der erste Eindruck zählt

Alle Prototypen auf der KI-Plattform sind noch lange nicht ausgereift. Aber schon der erste Eindruck zeigt, ob sie einen Nerv unserer Mitglieder treffen. Ergibt das Feedback, dass ein Prototyp Potenzial hat, beginnt eine Machbarkeitsstudie. Wird diese hinsichtlich der technischen Umsetzbarkeit positiv validiert, wird der Prototyp zum Produkt. So hat der Einspruchsgenerator bereits die Phase der Machbarkeitsstudie hinter sich gelassen und durchläuft nun die weiteren Phasen bis zur Marktreife.

Pläne für die Zukunft

Nicht planbar ist, was im Laufe des Jahres neu auf die Plattform kommt. Planbar sind hingegen die Überlegungen, wie sich die KI-Werkstatt weiterentwickeln könnte. Derzeit wird ein Ideenpool konzipiert, in den unsere Mitglieder eigene Ideen für Anwendungsfälle mit generativer KI einbringen und gegenseitig bewerten können. Niels von Ahn, Produktverantwortlicher der KI-Werkstatt, blickt noch weiter in die Zukunft: „Auf Kundenwunsch wollen wir zum Beispiel beim Prototypen DATEV-GPT eine Chat-Historie anbieten sowie bei Jobinator und Social Media Assistant die Zeichenbegrenzung anheben. Außerdem diskutieren wir gerade Möglichkeiten, im Summarizer zusätzlich Formate wie Audio-Mitschnitte entsprechend zusammenfassen zu lassen.“ Generell, berichtet Niels von Ahn, werden KI-Potenziale und Ideen hinsichtlich der Dimensionen Strategie, Kundennutzen und Daten validiert. Das eröffnet neue Perspektiven nicht mehr allein nur für unsere Mitglieder. Seit April stehen die Türen der KI-Werkstatt auch für Systempartner, Kammern und Berufsverbände offen.

Künstliche Intelligenz steckt bereits in vielen Anwendungen

In der DATEV KI-Werkstatt werden aus Prototypen mögliche Produkte. Viele Anwendungen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, gibt es bereits, etwa den Automatisierungsservice Rechnungen. Per 31.Dezember 2023 buchten bereits über 4.400 Kanzleien rund 37.000 Mandantenbestände. Rund 30 Millionen Buchungsvorschläge wurden mit Unterstützung von KI erzeugt. Die Belege werden in DATEV Unternehmen online hochgeladen.
Über DATEV Meine Steuern können Belege ebenfalls hochgeladen und dank KI teilautomatisiert übernommen und verarbeitet werden. Bei der Liquiditätsbetrachtung eines Unternehmens kann KI ebenfalls unterstützen. So wird im Liquiditätsmonitor online auf Grundlage tagaktueller Bankdaten automatisiert die voraussichtliche Entwicklung der Liquidität in den kommenden Wochen prognostiziert.

Zur Autorin

Birgit Schnee

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel der Autorin