Unter Uns - 28. Juni 2024

„Weil ich die Freiheit liebe!“

Es gibt Menschen, bei denen man sich unwillkürlich fragt, woher sie diese unbändige Energie nehmen oder ob deren Tage auf magische Weise womöglich mehr als 24 Stunden haben. Ein solcher ist Johannes König aus Bingen, Rheinländer durch und durch, Steuerberater aus Passion – und zugleich noch so viel mehr. Wer mit ihm spricht, erlebt einen Mann, der stets sieht, wo es fehlt, und anpackt.

Es gibt Menschen, bei denen man sich unwillkürlich fragt, woher sie diese unbändige Energie nehmen oder ob deren Tage auf magische Weise womöglich mehr als 24 Stunden haben. Ein solcher ist Johannes König aus Bingen, Rheinländer durch und durch, Steuerberater aus Passion – und zugleich noch so viel mehr. Wer mit ihm spricht, erlebt einen Mann, der stets sieht, wo es fehlt, und anpackt.

Zwischen Amt und …

Die Steuerberatung steckt Johannes König in den Genen. Der Großvater vereidigter Buchprüfer, die Großmutter Steuerbevollmächtigte, die Mutter Steuerberaterin, doch von ihr hat er die Kanzlei nicht übernommen, als er sich 1999 in Bingerbrück selbstständig gemacht hat. „Ihre Mandantschaft bestand zu einem Großteil aus Landwirten. Deren Buchführung – damals ging das Pi mal Daumen durch Zahl der Kühe pro Weidefläche im Quadrat – lag mir einfach nicht“, so Johannes König. Das Gros seiner Mandantinnen und Mandanten besteht aus Dienstleistern, Handwerkern, Freiberuflern, Ingenieuren, eher wenigen kleinen und mittleren Unternehmen, wobei die persönliche Nähe, die individuelle Beziehung zu den Menschen, die er betreut, für ihn das entscheidende Momentum ist. „Was mein Mandant macht, muss mich interessieren, seine Persönlichkeit muss mir liegen, darum engagiere ich mich fallweise auch stark in der Beratung von Existenzgründern, auch wenn man da nicht aufs Honorar blicken darf.“ Wie praktisch alle Kanzleien muss auch seine jede Woche etliche Anfragen ablehnen. Für die Entscheidung, welche dies sind, spielen eher menschliche als wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. „Ein junger, tüchtiger Küchenbauer, der sein eigenes Geschäft aufbauen will, aber mit der Buchführung heillos überfordert ist – dem habe ich erst mal DATEV Unternehmen online eingerichtet und gezeigt, wie das geht“, erläutert Johannes König. „Da darf ich nicht auf meinen Stundensatz schauen. Oder eine Fußpflegerin aus Polen, sehr engagiert, aber mit den bürokratischen Anforderungen hierzulande nicht vertraut – sie hat weder einen Termin noch einen Businessplan, kommt dafür aber mit Süßigkeiten in die Kanzlei. Kann man so jemanden abweisen? Nein, denn dem Beruf des Steuerberaters kommt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu – für das wirtschaftliche Gedeihen aller. Der wirtschaftliche Ertrag muss zwar auskömmlich, darf aber nicht das entscheidende Kriterium sein.“ Das Ganze kann natürlich nur funktionieren, wenn routiniert und geordnet laufende Mandate solche Einzelfälle gewissermaßen quersubventionieren. Hier stets eigenverantwortlich entscheiden zu können, ist Johannes König wichtig: „Ich bin selbstständig, weil ich die Freiheit liebe, bin Steuerberater aus Leidenschaft.“

… Ehrenämtern

Und hier kommen wir zu all den Dingen, die neben der Tätigkeit als Steuerberater als integrale Bestandteile einer Persönlichkeitsentfaltung gelten dürfen, ohne die für Johannes König ein sinnhaftes und am Mitmenschen orientiertes Leben gar nicht denkbar wäre. Als aktiver Notfallsanitäter wird er zuweilen nachts um vier Uhr aus dem Bett geklingelt, als Erste-Hilfe-Ausbilder ist er ebenso tätig wie in dem von ihm ins Leben gerufenen Verein „Helfer sind tabu“. Im Frühjahr organisierte er die größte Demo in Bingen seit Langem sowie ein begleitendes Stadtfest für Demokratie mit mehreren Bands und Diskussionsforen. Er engagiert sich für Flüchtlingsfamilien, arbeitet für die Volkshochschule, stellt auf Jobmessen den steuerberatenden Beruf vor, ist im Prüfungsausschuss für Steuerfachwirte, arbeitet in der Prüfungsaufsicht der Steuerberaterkammer und im Berufsbildungsausschuss. „Letzteres ist mir besonders wichtig, weil wir den Beruf interessant halten müssen, um Nachwuchs zu gewinnen. Deswegen gehe ich auch an Schulen sowie die Uni und stelle dort das Berufsbild Steuerberater vor. Wir haben einen so spannenden Beruf und ich würde mir wünschen, dass diese Botschaft viel stärker nach draußen getragen wird. Der Steuerberater ist für die wirtschaftliche Situation des Menschen das, was der Arzt für die Gesundheit ist, nur ist das den meisten gar nicht bewusst.“ Für die eigene Kanzlei wünscht sich Johannes König in einigen Jahren den Einstieg eines Partners, um sich schrittweise etwas zu entlasten, denn auch sein Tag hat, wenngleich man es kaum glauben mag, eben doch nur 24 Stunden. Bis dahin aber ist an Zurückstecken nicht zu denken. Sein Schlusswort: „Wenn ich die ehrenamtlichen Dinge nicht tun würde, würde ich zwar mehr Geld verdienen – wäre aber nicht so zufrieden!“

Zum Autor

Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

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