KLARTEXT - 28. Juni 2024

Der Anthropomorphismus

Einfache Aufgaben, große Erleichterung im Alltag, mittlerweile Standard. Auch wenn dieser Standard durch die Entwicklung von KI-Modellen wie ChatGPT & Co. deutlich ausbaufähig ist und technologisch zu keiner Innovation mehr zählt. Eines ist klar: Die Stimmen dieser Gadgets werden immer menschlicher, die Inhalte qualitativ immer besser und häufig in eine hübsche, immer menschlichere Hülle gesteckt.

Hey Siri, wie viel Uhr ist es?“ – „Hallo, Peter, es ist 16 Uhr 9.“
„Alexa, spiele mein Lieblingslied.“ – „Dein Lieblingslied wird nun auf Spotify abgespielt.“
Einfache Aufgaben, große Erleichterung im Alltag, mittlerweile Standard. Auch wenn dieser Standard durch die Entwicklung von KI-Modellen wie ChatGPT & Co. deutlich ausbaufähig ist und technologisch zu keiner Innovation mehr zählt. Eines ist klar: Die Stimmen dieser Gadgets werden immer menschlicher, die Inhalte qualitativ immer besser und häufig in eine hübsche, immer menschlichere Hülle gesteckt. Die Definition von Anthropomorphismus lautet die Übertragung menschlicher Eigenschaften auf nicht menschliche Wesen. Und genau das wird derzeit an der künstlichen Intelligenz festgestellt. Wir sehen KI immer mehr als unseresgleichen an.
Denken Sie noch einmal an Siri und Alexa. Vor einigen Jahren waren es komische Gestalten mit unüblichen Namen, die wir etwas fragen konnten und anfänglich tendenziell als befremdlich empfanden. Und nun bedankt man sich sogar für die hilfreiche Antwort und die KI entgegnet sogar „gerne“. ChatGPT antwortet nach einer Prompt-Eingabe nicht innerhalb von Millisekunden. Auch hier sieht man einen Kreis, der – wie es wirkt – nachdenkt und Satz für Satz mit drei Punkten – als würde er überlegen – antwortet. Ist das Zufall oder eine Art Vermenschlichung? Egal, es wirkt sympathisch, menschlich und nicht wie ein Roboter, der in Sekundengeschwindigkeit das Ergebnis ausspuckt.
Interessant ist, dass diese Vermenschlichung laut Forschern darauf zurückzuführen ist, dass für die Technologie nicht das englische Pronomen „it“, sondern immer häufiger „he“ oder „she“ verwendet wird. Eine Behauptung wäre hier, dass die Normalität und die Integration von künstlicher Intelligenz in unserem Alltag immer mehr die Zukunft und das Leben mit diesen Entwicklungen prognostiziert. Bereits jetzt hat sich die künstliche Intelligenz in unseren Alltag eingeschlichen. Wir mussten es nicht einmal aktiv zulassen. Es ist passiert – der Anthropomorphismus ist in der Technologie angekommen.

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Zum Autor

Prof. Dr. Peter Krug

Chief Markets Officer (CMO) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

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