Konjunkturelle Lage - 24. September 2024

Ein erfolgreicher Mittelstand braucht präzise Daten

Mittelständische Unternehmen sind für die Planungen ihrer Geschäftsaktivitäten auf präzise und aktuelle Daten über die Lage des eigenen Unternehmens und die konjunkturelle Entwicklung ihres Marktumfelds angewiesen. Dr. Lars Meyer-Pries und Dr. Thilo Edinger erklären, wie der DATEV Mittelstandsindex mit seinen Daten und Analysen verlässliche und tiefe Einblicke in den Maschinenraum des deutschen Mittelstands bietet und unsere Mitglieder und die Öffentlichkeit davon profitieren.

Das Interview führte Claudia Specht

DATEV magazin: Was genau ist der DATEV Mittelstandsindex?
DR. LARS MEYER-PRIES: Unser neuer Mittelstandsindex repräsentiert die aktuelle konjunkturelle Lage des deutschen Mittelstands und basiert im Vergleich zu vielen anderen Indizes nicht auf Umfragen, sondern auf Datensätzen, die in DATEV-Lösungen erfasst und verarbeitet wurden. Er ermöglicht unseren Mitgliedern und der Öffentlichkeit einen sehr genauen Einblick in die konjunkturelle Lage der Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Betriebe. Jeden Monat neu liefern die Auswertungen tiefgehende Einsichten in die Entwicklung des Umsatzes, der Beschäftigung sowie der Löhne und Gehälter im Mittelstand. Unsere Standardanalysen filtern diese exklusiven Daten zudem nach Bundesländern, Branchen und Unternehmensgrößen. Und dabei wird es sicher nicht bleiben. Auslöser für die Entwicklung des Mittelstandsindexes waren die besondere Situation während der Corona-Zeit und der Vergleich der eigenen Lage mit der allgemeinen Wirtschafts- und Branchenlage während und nach den jüngsten Krisen. Deshalb haben wir auch von unseren Mitgliedern häufig gehört, dass wir unsere Daten für makroökonomische Analysen nutzen sollten. Denn dadurch kann eine verlässliche Antwort auf die Frage gegeben werden, wie es um die wirtschaftliche Lage des Mittelstands in Deutschland insgesamt und in den verschiedenen Branchen und Regionen bestellt ist.

Auf Basis welcher Daten genau werden der Index und die weiteren Analysen erstellt?
DR. LARS MEYER-PRIES: Der DATEV Mittelstandsindex ist einzigartig. Denn seine Auswertungen und Analysen beruhen auf realen Unternehmensdaten in einer besonderen Breite, Tiefe und Kombination. Das sind monatlich Millionen von Datensätzen aus DATEV-Lösungen. Die Kennzahl zur Umsatzentwicklung nutzt daraus die Daten von mehr als einer Million mittelständischen Unternehmen, für die unsere Mitglieder die Umsatzsteuer-Voranmeldungen erstellt haben. Die Kennzahlen für die durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten in Unternehmen und die Lohnentwicklung werden ebenfalls aus einer Teilmenge der Datensätze ermittelt: aus den Lohnabrechnungen von mehr als acht Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftskennzahlen beruhen die Auswertungen des DATEV Mittelstandsindexes wie eingangs gesagt nicht auf Umfragen oder Modellierungen. Wir sind in der einmaligen Lage, echte Unternehmensdaten nutzen und interpretieren zu können.

Es gibt schon einige Indizes und konjunkturelle Analysen. Weshalb sehen Sie den DATEV Mittelstandsindex als gute Ergänzung?
DR. LARS MEYER-PRIES: Der besondere Fokus unseres Indexes liegt auf dem Mittelstand. Das ist wichtig zu betonen. Denn der Mittelstand bildet das Fundament unserer Wirtschaft. Deshalb legen wir auch so Wert darauf, dass er noch mehr Beachtung bei den Entscheidern in Politik und Wirtschaft findet – und auch in der Öffentlichkeit. Der DATEV Mittelstandsindex hat das Potenzial, dazu beizutragen. Er zeigt aktuell, wie sich wirtschaftliche und politische Entscheidungen oder besondere Ereignisse wie zum Beispiel eine Pandemie, Lieferkettenprobleme oder Naturkatastrophen auf die Breite der Unternehmen auswirken. Generell sind wir in Zukunft, wie alle anderen Unternehmen weltweit, darauf angewiesen, intelligent mit Daten umzugehen, sie nutzbar und sichtbar zu machen und neues Know-how aufzubauen. Gerade vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Aus der Entwicklung des Indexes haben wir eine Menge für kommende Projekte gelernt.

Wie können sich die Mitglieder und ihre Mandanten darauf verlassen, dass über ihre Daten keine Geschäftsgeheimnisse in die Öffentlichkeit geraten?
DR. LARS MEYER-PRIES: DATEV war schon immer ein Vorreiter, wenn es um die vertrauensvolle Verarbeitung von Daten geht. Deshalb verfügt die Genossenschaft über die erforderliche technische Infrastruktur und das Know-how für die anonyme Auswertung großer Datenmengen. Selbstverständlich werden auch bei den Auswertungen des Mittelstandsindexes höchste Standards in Sachen Datenschutz, Informationssicherheit, digitale Verantwortung und Datenethik eingehalten. Uns war es aber auch wichtig, zu zeigen, dass wir in der Lage sind, unsere einmalige, umfassende Datenbasis wertschöpfend zu verarbeiten und zum Nutzen aller Mitglieder, ihrer Mandanten und der mittelständischen Wirtschaft insgesamt der Öffentlichkeit verfügbar zu machen.  Ein erfolgreicher Mittelstand in Deutschland ist auf präzise Daten angewiesen.

DATEV ist die Genossenschaft des steuerberatenden Berufsstands. Warum geht sie nun mit einem Mittelstandsindex in die Öffentlichkeit?
DR. THILO EDINGER: Die akuten Probleme des Mittelstands landen sehr häufig auf den Schreibtischen der Kanzleien. Es geht um zu viel Bürokratie, Kostensteigerungen, Liquiditätsengpässe, Fördermittelbedarf oder Fachkräftemangel. Deshalb werden unseren Steuerberaterinnen und Steuerberatern auch häufig Fragen zur Entwicklung des wirtschaftlichen Umfelds gestellt. Wie sieht es in einzelnen Branchen oder Regionen aus? Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt ein? Wir stellen bereits zahlreiche Instrumente zur Verfügung, die eine professionelle Beratung ermöglichen. Mit dem neuen Mittelstandsindex ist der steuerberatende Berufsstand jetzt in der Lage, Fragen zum makroökonomischen Umfeld noch individueller und präziser zu beantworten. Die Lage des Mittelstands insgesamt wird transparenter. Dabei geht es auch um das Verständnis in der breiten Öffentlichkeit, dass der Mittelstand tatsächlich das Herz der deutschen Wirtschaft darstellt und wichtig für deren Resilienz ist.

Welchen Mehrwert haben Mitglieder und mittelständische Unternehmen darüber hinaus von dem DATEV Mittelstandsindex?
DR. THILO EDINGER: Mit dem DATEV Mittelstandsindex senden wir das starke Signal, dass wir uns auch in Zukunft für die Interessen der Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Betriebe einsetzen wollen. Ein erfolgreicher Mittelstand in Deutschland ist auf aktuelle und verlässliche Daten angewiesen – für konjunkturpolitische Einschätzungen im Großen wie für einen Vergleich der eigenen Unternehmensentwicklung mit der Entwicklung der eigenen Branche im Kleinen etwa in Form von Benchmarking. Außerdem sehen wir, Lars Meyer-Pries hat es eben erwähnt, starke Synergien im Hinblick auf den zukünftigen Einsatz von KI-getriebenen Tools, um über domänen- und objektspezifische Grenzen hinweg Daten für Auswertungen sicher verfügbar zu machen. Datengetriebene betriebswirtschaftliche Beratung ist eine der Schlüsseldienstleistungen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Mandanten, des Berufsstands und DATEV. Sie ermöglicht auch neue Geschäftsmodelle. Deshalb werden wir unser Angebot rund um die betriebswirtschaftliche und weiter gehende Beratung durch Steuerberaterinnen und
-berater immer weiter ausbauen. Sie sehen: Die Nutzungsmöglichkeiten des Indexes sind vielfältig.

MEHR DAZU

finden Sie unter mittelstandsindex.datev.de

Zur Autorin

CS
Claudia Specht

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel der Autorin