KLARTEXT - 30. Mai 2024

Mensch oder Bot?

Texte, Bilder und sogar Musik können mithilfe von Künstlicher Intelligenz mühelos erstellt werden. Dabei nimmt die Qualität der KI-Erzeugnisse stetig zu, was die Unterscheidung von menschengeschaffenen Inhalten immer schwerer gestaltet.

Mittlerweile ist uns allen sicherlich klar, dass künstliche Intelligenz (KI) einen großen Einfluss auf unser Leben hat. Sie ist nicht mehr wegzudenken und kann uns sowohl im Arbeitsalltag als auch im privaten Umfeld begegnen. Die KI wird immer besser. Doch wie gut ist sie zwischenzeitlich und wie viel schlechter noch als wir Menschen?
Immer mehr werden wir uns mit Fragen wie „Mit wem habe ich hier zu tun?“ oder „Von wem wurden die Inhalte generiert?“ konfrontiert sehen. Denken wir beispielsweise an Musik. Durch Sprachanalysen und -generierung kann ein neuer Song-Titel von bekannten Künstlerinnen oder Künstlern aufgenommen werden, ohne dass die Sängerin oder der Sänger je ein Wort in das Mikro gesungen hat. Dieser Song kann ohne großen Aufwand ein Kassenschlager werden. Wie sieht es mit der Akzeptanz bei den Fans aus? Und wie verhält es sich mit möglichen Datenschutzverletzungen, wenn dieser Hit von Fremden und ohne Einverständnis auf den Markt gebracht wird?
Analog die Fotografie: Weshalb sollte man in große Kampagnen mit Fotografen und Models investieren, wenn eine KI Bilder mit perfekten Lichtverhältnissen und ohne den subjektiven Faktor Mensch, der die Anforderungen weniger perfekt als eine künstliche Intelligenz umsetzen kann, generiert?
Wie sieht hier die Zukunft aus? Was erwarten wir Menschen? Wie verändern sich unsere Bedürfnisse? Möchten wir immer nur alles am besten und am günstigsten erhalten? Schätzen wir in Zukunft andere Werte?
Und die Tragik: Irgendwann zweifelt man möglicherweise an der Echtheit, obwohl die Dinge zu 100 Prozent vom Menschen geschaffen sind. Vor einigen Monaten konnten Sie Ihrem Partner einen individuellen Liebesbrief über ChatGPT kreieren, ohne dass der Partner je daran gedacht hätte, dass ein Bot die romantischen Zeilen verfasst hat. heutzutage gestaltet es sich schwerer. Besonders, wenn der Liebestext außerordentlich kreativ ist. Doch was, wenn dieser Glaube an das eigene Werk nicht mehr besteht? Oder was, wenn der tatsächlich eigenständig geschriebene Text schlechter als der generierte ist? Was erwarten wir hier?
Um es auf die Spitze zu treiben: Wie geht man mit Situationen um, in denen skandalöse Bilder oder Videos als Fake betitelt werden, die aber echt sind? Und möglicherweise wird es manchen Menschen in der Zukunft gleich sein, ob sie mit einer KI oder einer echten Person zu tun haben. Denken wir hier an Dating-Apps. Womöglich gibt die KI vielen Kontaktsuchenden mehr Aufmerksamkeit, die je ein Mensch geben könnte.
Wird eine Art Wasserzeichen in der Zukunft ein notwendiger Beweis sein, um den Menschen vom Bot auseinanderzuhalten? Studien zeigen, dass heutzutage Liebe und Empathie als große Unterscheidungsfaktoren gelten und den Menschen die Antwort auf die Frage „Mensch oder Bot?“ geben.

Folgen Sie mir auf LinkedIn

LinkedIn.com/in/prof-dr-peter-krug

Zum Autor

Prof. Dr. Peter Krug

Chief Markets Officer (CMO) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

Weitere Artikel des Autors