Fachberater (DStV e. V.) - 26. September 2024

Spezialisten zunehmend gefragt

Die Beratung in steuerrechtlichen Fragen wird immer komplexer und anspruchsvoller. Um den Ratsuchenden eine Unterstützung mit besonderem Qualitätsanspruch zu ermöglichen, gibt es das Fachberaterkonzept des Deutschen Steuerberaterverbands e. V. Hier können sich Steuerberater fachlich spezialisieren.

Trotz zahlreicher Bekundungen aus Politik und Verwaltung in den letzten Jahren ist das Steuerrecht nicht einfacher geworden. Im Gegenteil – die rechtlichen Anforderungen an die Steuerpflichtigen steigen beständig. Mehr denn je sind daher die steuerlichen Berater erster Ansprechpartner zu allen steuerspezifischen Fragen. Und dadurch wird das Beratungsspektrum des Berufsstands zunehmend breiter. Immer häufiger suchen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) inzwischen auch eine qualifizierte fachliche Beratung zu betriebswirtschaftlichen Themen.

Gute Steuerberatung braucht qualifizierte Berater

Hier sind die Berufsangehörigen vielfach steuerlicher Berater und Unternehmenscoach in einer Person. Von ihnen wird erwartet, dass sie Unternehmensrisiken und Gefahrenquellen frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen vorschlagen. Das gilt zum Beispiel dann, wenn diese Unternehmen in eine wirtschaftliche Krise zu geraten drohen oder sich bereits in einer solchen befinden. Insbesondere Sanierungsfragen sind deshalb ein wichtiges Beratungsfeld für die Berufsangehörigen. Hier können Steuerberater dabei helfen, geeignete Lösungswege aufzuzeigen und etwa eine Restrukturierung zu begleiten. Aber auch in Fragen der Nachfolgeplanung ist die Unterstützung von qualifizierten Steuerberaterinnen und Steuerberatern gefragter denn je. Nach den jüngsten Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) streben bis zum Ende des Jahres 2026 rund 560.000 der 3,8 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge an. Das sind circa 15 Prozent aller mittelständischen Betriebe. Damit die Nachfolge sowohl für die Inhaber als auch für die Nachfolger ein Erfolg wird, ist eine gute und längerfristige Vorbereitung wichtig. Hier sind die steuerlichen Berater gefragte Ratgeber, denn sie kennen aufgrund der oftmals langjährigen Mandatsbeziehungen ihre Unternehmen besser als jeder andere.

Unternehmensnachfolge und Restrukturierung

An dieser Stelle hat der Deutsche Steuerberaterverband e. V. (DStV) mit seinem Fachberaterkonzept angesetzt und als besondere Qualifikation für die Berufsangehörigen die Spezialisierung zum Fachberater (DStV e. V.) geschaffen. Das Fachberaterkonzept des DStV ermöglicht Steuerberatern eine Spezialisierung in den vereinbaren Tätigkeiten, um das Kanzleiprofil zu schärfen, neue Tätigkeitsgebiete zu erschließen und den Ratsuchenden effizient zu helfen. Rund 2.800 Berufskollegen verfügen heute im Bereich der sogenannten vereinbaren Tätigkeiten bereits über eine Zusatzqualifikation als Fachberater (DStV e. V.). Besonders nachgefragt sind die bereits erwähnten Spezialisierungen für Unternehmensnachfolge oder Restrukturierungen. Derart spezialisierte Steuerberater sind wichtige Partner für Anwälte und Wirtschaftsprüfer, wenn etwa ein Unternehmens- oder Anteilsverkauf im Raum steht beziehungsweise eine Sanierung und Neuausrichtung des Betriebs.

Testamentsvollstreckung und Gemeinnützigkeit

Aber auch bei der Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung bietet sich die Möglichkeit zur Spezialisierung. Denn der Steuerberater hat optimale Voraussetzungen, Mandanten bei der Frage zu beraten, wie das Vermögen in der nächsten Generation fortgeführt werden soll, und alle damit verbundenen komplexen und auch emotional herausfordernden Entscheidungen ganz im Sinne des Erblassers vorzubereiten und mit einem juristischen Erbrechtsspezialisten umzusetzen.
Neuestes Mitglied in der DStV-Fachberaterfamilie ist die Spezialisierung als Fachberater für Gemeinnützigkeit. Hier steht ein qualifiziertes Beratungsangebot für bundesweit über 600.000 gemeinnützige Organisationen im Fokus, wenn es etwa darum geht, den ideellen Tätigkeitsbereich zu sichern oder im Einklang mit dem Steuerrecht auch wirtschaftlich tätig zu sein.

Fachberater weitergedacht

Elementarer Bestandteil des Fachberaterkonzepts ist es auch, auf Wünsche und Anregungen aus dem Kreis der bereits anerkannten Fachberater einzugehen. Beruhend auf solch einer Anregung wurde das Angebot um die Ausbildung zum Qualifizierten Mitarbeiter beim Fachberater (DStV e. V.) erweitert. Die Ausbildung wurde speziell für Mitarbeiter von Fachberatern entwickelt und soll diesen ermöglichen, Hand in Hand und vor allem auf Augenhöhe die komplexen Anforderungen des Kanzleialltags zu meistern. So werden Mitarbeiter auf die Besonderheiten der laufenden Buchhaltung inklusive einer betriebswirtschaftlichen Beratung des Mandanten sowie die Erstellung der Jahresabschlüsse vorbereitet, was auch dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.

Moderne Formate für zeitgemäßes Lernen

Um die Ausbildung zum Fachberater (DStV e. V.) allen Berufsträgern zugänglich zu machen, hat das Deutsche Steuerberaterinstitut e. V. (DStI) inzwischen die Ausbildung aller angebotenen Fachrichtungen in ein (teil-)digitales Angebot umgewandelt. Sei es der reine Online-Lehrgang oder ein Kombinationslehrgang: Die Inhalte werden durch eine Mischung aus Selbstlernmaterialien und Live-Seminaren vermittelt. Damit haben Teilnehmer an DStI-Lehrgängen die Möglichkeit, ortsunabhängig über digitale Plattformen mit reduziertem Zeitaufwand die Lehrgänge zu nutzen. Auch die Pflichtfortbildungen, die auf die Ausbildung folgen, kann der Absolvent bequem aus der Kanzlei oder dem Homeoffice heraus erledigen.

Ausblick

Aktuell ist ein zunehmendes Interesse an Präsenzveranstaltungen zu beobachten, was infolge der Pandemie aus verständlichen Gründen zunächst weniger nachgefragt war. Der Wunsch nach direktem Kontakt zum Referenten oder einer Kollegin gewinnt inzwischen aber wieder mehr an Bedeutung. Deshalb wurde ein Fachberatertag als bundesweites Präsenztreffen ins Leben gerufen. Hier können interessierte Berufsträger sowie bereits anerkannte Fachberater (DStV e. V.) verschiedenster Spezialisierungen zusammenkommen, um sich gemeinsam fortzubilden, sich ein Netzwerk oder Ökosystem aufzubauen und Kollegen aus der Ausbildung zu treffen. Da strategische Partnerschaften in heutiger Zeit unverzichtbar sind, wird der Fachberatertag auch weiterhin einen festen Platz im Kalender erhalten.

Zu den Autoren

CM
Christian Michel

Rechtsanwalt sowie Referent für Berufsrecht beim Deutschen ­Steuerberaterverband e. V. (DStV) in Berlin

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FB
Franziska Bröcking

Leiterin Fort- und Ausbildung
des Deutschen Steuerberaterinstituts e. V. (DStI), Berlin

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