Oxford Economics warnt davor, dass 20 Mio. Jobs durch Roboter verschwinden werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gibt Entwarnung, dass keine Massenarbeitslosigkeit droht. Wie passt das zusammen?

Die Experten von Oxford Economics haben vor zwei Wochen Alarm geschlagen: Bis zum Jahr 2030 sollen weltweit 20 Millionen Arbeitsplätze in Fabriken nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern besetzt sein. Jeder Industrieroboter ersetzt dabei statistisch gesehen 1,6 Jobs, so die Experten. Schon länger gibt es die Befürchtung, dass Arbeitsplätze wegautomatisiert und Fabriken menschenleer werden. Was ist dran an der Angst vor der Jobverlust durch Roboter?

Arbeitsplätze wurden umgeschichtet

Ein Blick in die Vergangenheit könnte Aufschluss geben: Eine jüngst veröffentlichte Studie des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) betrachtet den Strukturwandel seit den 70er Jahren, wo die Automatisierung in der Industrie Fahrt aufnahm. Das Ergebnis des Instituts: Der deutsche Arbeitsmarkt konnte den Strukturwandel seit den 70er Jahren bislang alles in allem auffangen.Trotz der vermehrten Automatisierung in der Industrie ist der Arbeitsplatzabbau durch Arbeitsplatzaufbau in anderen Betrieben oder Sektoren ausgeglichen worden. „Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften“, schreiben die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko Stüber.

Geringqualifizierte sind die Verlierer

Das Problem aber liegt darin, dass diejenigen, die ihren Job verloren, nicht unbedingt von der Umschichtung profitieren konnten. Tendenziell wurden und werden durch die Automatisierung hochqualifizierte Jobs bevorzugt, denn geringqualifizierte Jobs sind leicht zu ersetzen. Die technologische Entwicklung war also verbunden mit einer qualitativen Veränderung des Bedarfs an Arbeitskräften: Die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften ist gestiegen, die Nachfrage nach Geringqualifizierten hat abgenommen. Ab den 70er Jahren wuchs lange Zeit die Arbeitslosigkeit bei Geringqualifizierten. Zunehmend besser ausgebildete Arbeitskräfte konnten in der Folge vom Arbeitsmarkt besser aufgenommen werden.

Genau dazu sprachen die Oxford Experten auch ihre Warnung aus: Vor allem Mitarbeiter, die ausgesprochen repetitive Aufgaben erledigen und über ein geringes Skill-Set verfügen, laufen Gefahr, in Zukunft durch Roboter ersetzt zu werden. Punkten können Mitarbeiter in Jobs, die Leidenschaft, Kreativität oder soziale Intelligenz erfordern, denn diese lassen sich nicht ersetzen.

Auch die Digitalisierung bringt große Umbrüche

Bezogen auf die aktuelle Digitalisierungsdebatte erwarten die Forscher des IAB, dass auch dieses Mal das Beschäftigungsniveau in Deutschland unterm Strich nicht sinken wird. Das Institut prognostiziert allerdings große Umbrüche: Durch die Digitalisierung werden rund 1,5 Millionen Stellen wegfallen, jedoch in ähnlichem Umfang auch neue entstehen.

„Dass neu entstehende Arbeitsplätze oft ein anderes Anforderungsniveau aufweisen als die weggefallenen Arbeitsplätze, ist mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt“, so die Forscher. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die Beschäftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung schritthalten können.

Autor: Katharina Juschkat

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